Videothek top 10

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The Video Library: The History and Media Practice of a Cultural Institutions - Tobias Haupts

In Zeiten der Filmdigitalisierung erscheint es verwunderlich, dass das Erscheinungsbild seiner Haptik nicht lange anhält. Mit dem Videofilm, der den Betrachter von den Regelungen von Kino und Fernsehen emanzipiert hat, entstand nicht nur ein neuer Ansatz zur Filmgeschichte, sondern auch ein ganz neuer Ort im Medienensemble: die Videothek.

Diese Kulturinstitution bildeten in der BRD der 80er Jahre einen Knotenpunkt, der die neuen Fragestellungen des Minderjährigenschutzes, des Filmverleihs und des Medienwettbewerbs anderer Art zusammenfasst und zu beleuchten versucht.

Nach Jahren haben wir endlich die komplette Südamerika-Kinemathek durchgespielt.

Mehr als 2 Jahre zuvor haben mein guter Freund Christian Krisper und ich, mit Schrecken und Wodka Red Bulls in unseren Händen, erklärt, dass unser wöchentliches TV Trash Fix Saturday Night Fever zu seinem Saisonfinale gelangt sei. Doch nach einer kleinen Schockphase entdeckte ich im Nachbarregal die regenbogenfarbige DVD-Serie, die etwas schamhaft, verborgen und zum Teil noch in der Originalkartonage war.

Doch all die Spielfilme hintereinander zu sehen, ist ein zu großes Problem. Das Regelwerk ist einfach: Jede Wochen ein Spielfilm, von 1-100 bis 100 durch und ohne Ausnahme. Nun, vielleicht brauchten wir nur einen Anlass, uns zu verabreden, uns Videos auf der Coach anzusehen und viel Geilheit zu ertragen.

Vorläufig hat dieser Bericht einen kleinen Augenblick der Kritik hervorgerufen. Jedenfalls haben Claudia Kardinals Weinen und Burt Lancaster einen Rang unter den Top 10 als Powerpatriarch verdient: Mein jüngster Sohn sah James Camerons Termator II als verbotenes Kleinkind und meine Schwiegermutter hat die Schwarzenegger Roboter für Home Entertainment auf die Schwarzenegger-Schule gesetzt.

Nun freue ich mich auch darüber, denn als kleines Mädchen hätte mich dieser Streifen lieber traumatisiert - jetzt denke ich, dass dieser Action-Klassiker toll ist. Natürlich darf Night on Earth nicht auf meiner Wunschliste untergehen. Im Rückblick kann ich nur sagen: Der Kinofilm und der Filmmusik sind wirklich so schlecht und so toll.

An alle Menschen, die ihn noch nicht kennen, kann ich jetzt auch prahlerisch ins Angesicht sagen: Bitte schau! Für mich sind Schwarzweißfilme nicht notwendigerweise eine Garantie für künstlerisches Können oder ähnliches, denn seltsamerweise neig ich dazu, mich ständig zu hinterfragen, wie der Filmmaterial in den Farben aussieht - nicht so in Charles Laughton's Night of the Hunter.

Mitchum gelingt es, mich an einem heissen Sonnenabend als vermeintlichen wandernden Prediger ganz und gar und auch ohne Farben zu umbauen. Wenn das Kleine aus dem Magen kommt - oder wie Christian es nennen würde "seine Favoritenszene in der Filmgeschichte" - ist und bleibt wie der ganze Kinofilm schlicht ein Wunder. Für mich ist Ridley Scotts Markstein im Sci-Fi-Genre eines der stimmungsvollsten Arbeiten, das mich jedes Mal aufs Neue fasziniert und schlichtweg nicht erwachsen wird.

Antonionionis Blow Up, dieses Wunder eines Films, sah ich zum ersten Mal im Alter von 16 Jahren im Zeichnungsunterricht - Kudos an meinen BE-Professor. Das philosophische Grundsatzfrage des Seins und Erscheinens, verarbeitet mit dem Mittel des Films, ist für mich bis heute eines der aufregendsten Thematik. If Crouching Tiger, Hidden Dragon ist auch ein Kampfkunstfilm, der sehr Hollywood-orientiert ist, das sind wahrscheinlich die schönste visuelle Erfahrung, die das heutige Filmschaffen zu bieten hat.

So wie Steffi gibt mir Night of the Hunter Robert Mitchum, seinen Anblick, die Geräusche, die Liebe-Hass-Beziehung und die raffinierten Schwarz-Weiß-Bilder, die weichen Winkel. Milos Forman macht Ken Kesseys One Flew Over the Cuckoo's Nest, das LSD-beeinflusste Gleichnis von der Revolte einer ganzen Reihe von Generationen, zu einem couragierten und tief verschlungenen Dokumentarfilm, der den damaligen Lebensgeist der 1968er Jahre in perfekter Weise wiedergibt.

Für mich ist Jackie Brown der schönste Spielfilm von Tarantino. Bei mir ist das derselbe. Dieser Pam Grier, dieser Filmmusik, dieser L.A. - einfach alles passt hervorragend zusammen. Aber jetzt müssen wir eine neue Aufstellung aufstellen, die den Claim dieser Kinemathek und natürlich des Saturday Night Fever ablösen kann.