Stream-TV boomt und hat das Potenzial, das klassische Fernsehen in das digitale Zeitalter …
Serien von Netflix
Netflix-SerieFällt Bean nach einer Schnapsfahrt auf die Strasse, kommt sie manchmal aus Versehen in die Pestgruben der Großstadt. Wenn der fette, dumme Koenig sie mit einem noch dümmeren Prinz heiraten will, lehnt sie ab und kaempft von nun an Konsequenz nach Konsequenz fuer ihre Befreiung und ihr Recht auf Glueck.
Die fünf-minütige Exorzismen in Episode drei ist vielleicht die witzigste in der Fernsehmusik. Auf Netflix wird die erste Saison von Disechantment mit zehn Folgeversionen diesen Freitags sein. Dies ist nach den beiden Filmen die dritte Serie von Groenings und sein erstes Projekt im nichtlinearen TV, mit der Chance, eine Story über viele verschiedene Phasen zu verbreiten.
Enttäuschung schöpft dieses Potential kaum aus. Aber Groening macht es nicht so einfach, nur die beiden erfolgreichen Serien der vergangenen Jahre zu mischen. Vielmehr sind Andeutungen auf das Spiel der Throne rar. Die Enttäuschung hat bei den Simonssons jedoch eines mit dem für Groenings charakteristischen Strich (Augen des Glaubens, kleine Nase, große Überbisse) gemeinsam: seinen Humor.
Sehr viel, und sowohl die Kraft als auch der Zauber der Show. Die ersten Episoden sind für Bean und ihre Kameraden ein Riesenspaß. Es ist beabsichtigt, dem Betrachter den Atem zu rauben: man ist überwältigt von populärkulturellen Bezügen, Andeutungen auf Film, Serien, Computerspiele, man kann die gefeuerten Genre-typischen Clichés kaum nachzählen.
Die Enttäuschung ist in einem einzigen Schritt ein Altersdrama, dann auf einmal ein recht brutales Westerndrama, im folgenden eine dumme romantische Komödie. Beispiel aus Episode 5: Bohne hat einen Nebenberuf als Henker der Großstadt übernommen, sie soll eine verwirrt wirkende ältere Dame als Magierin zum Henkerblock bringen und ihre Beil anführen.
Bohne kämpft und stockt und fleht sie an, sich für ihre Handlungen zu entschuldigen oder zumindest etwas Gefühl zu zeig. Groening schnappt sich vom Gipfel der Spannung aus die Finger in eine unheimlich lustige Szenerie - nur durch eine neue Sichtweise auf ein und dasselbe Foto. Das ist auch das eigentliche Hauptproblem der Serie: Sie vereinigt alles, was die Simon's seit mehr als zwei Dekaden zu einer großen Reihe gemacht hat, aber sie bringt nichts Neuartiges in das bewährte und bewährte Prinzip der anarchischen Erzählung auf allerhöchstem Level.
Wenigstens in den ersten sieben Episoden, die Netflix im Voraus für Reviews zur Verfuegung stellt, gibt es keine bemerkenswerte Voltigiergeschichte. Bohne wird ins Stift gesandt - und kommt zuverlässig zum Ende der Epoche. Bohne beginnt aus versehen einen Kampf, eine weitere Serie ist kein Thema mehr.
Im Laufe der Reihe kommt dieses Problem jedoch nicht wieder auf. Er und die Verfasser können sich nicht daran errinern, dass er in Episode 1 eine Frau hat, die er hinter lässt; er erscheint später als ewige Singles, die aus Schande eine vermeintliche Frau erschaffen muss.
Tröstlich wird es, wenn man sich an die erste Saison der Simon's erinnert. Schon damals war vieles, was die Reihe später so toll machte, allenfalls im Erbgut. Aber auch wenn das hier nicht funktioniert, bleiben Enttäuschungen eine kurzweilige Cartoon-Sitcom mit bezaubernden Charakteren und einem phantastischen Jazz-Soundtrack von Klezmer. Auch wenn es von Matt Groening ist.